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Das Berufsakademie Studium

Die Berufsakademien gehören zum "tertiären" Bildungssektor, zum dem auch Universitäten und Fachhochschulen zählen. Hochschulen im engeren Sinne sind die Berufsakademien aber nicht. Die Akademien sind praxisdominiert, in doppelter Weise: Zum einen reden die beteiligten Unternehmen bei der Zulassung der Studenten mit. Zum anderen wechseln die Lernorte Betrieb und Studienakademie im Vierteljahres-Rhythmus. Wenn der „normale“ Student also Semesterferien hat, arbeitet der Berufsakademiestudent in seinem Ausbildungsunternehmen.

Die Unternehmen, die ihre Nachwuchskräfte dort hinschicken, dürfen die praktischen und theoretischen Ausbildungsinhalte ganz wesentlich mitbestimmen. Fach- und Vertiefungsrichtungen werden ständig angepasst. "Die Berufsakademien sind ein atmendes System, das auf Veränderungen in der Arbeitswelt durch Umstellungen seiner Curricula permanent reagiert", erläutert Günter Georg Kinzel vom baden-württembergischen Wissenschaftsministerium in Stuttgart. Als Beispiel verweist der BA-Promoter auf die Entwicklung englischsprachiger Studiengänge und auf Kooperationen mit ausländischen Partnern.

Aus Sicht der Bewerber sind es vor allem kleine Arbeitsgruppen von selten mehr als 30 Studenten, die für die Ausbildung an einer BA sprechen. Dialogisiertes Lernen, übersichtliche Ausbildungsstrukturen und ständige Leistungskontrollen sorgen dafür, dass die Regelstudienzeit von drei Jahren nicht überschritten wird. Die Studierenden erhalten eine betriebliche Ausbildungsvergütung zwischen 1.200 bis über 2.000 Mark pro Monat.
Auch um die Ãœbernahme nach Ende der Ausbildung muss sich niemand ernsthaft Sorgen machen

Eine kostenintensive Einarbeitungszeit bleibt den Unternehmen erspart, da die letzte Praxisphase bereits auf dem künftigen Arbeitsplatz erfolgt. Beruflicher Aufstieg kann besonders in mittelständischen Unternehmen recht schnell realisiert werden. Die Betriebe begründen das mit der Leistungsbereitschaft, Belastbarkeit und Stressresistenz, die die Absolventen schon während der Ausbildung unter Beweis gestellt hätten.

Doch all diese Vorteile haben ihren Preis:

Die zweifellos sehr gut organisierte Berufsakademieausbildung schränkt die Freizeit der Studenten doch sehr stark ein. Denn auch im Theorieblock gilt die 40-Stunden-Woche. Vorlesungen, Seminare und Übungen sind meist von 8 bis 18 Uhr terminiert. Veranstaltungen von Lehrbeauftragten aus der Praxis finden auch schon mal am Samstag oder Sonntag statt. Da bleibt nur noch wenig Raum für freie Zeit.

Ein weiteres Problem ist die Unübersichtlichkeit der Abschlüsse. Nach wie vor gibt es verschiedene BA-Systeme.

In den Ländern Baden-Württemberg, Berlin, Sachsen und Thüringen.  sind die Berufsakademien staatliche Einrichtungen, die Absolventen erhalten einen Diplom-Abschluss - je nach Fachrichtung Diplom-Betriebswirt (BA), Diplom-Ingenieur (BA), Diplom-Sozialwirt (BA) und Diplom-Sozialpädagoge (BA) -, der einem Fachhochschulabschluss gleichgestellt ist. Auch in Schleswig-Holstein und in Hessen, wo die Träger der Berufsakademien privat sind, erhalten die Absolventen ein Diplom.

Anders verhält es sich in Niedersachsen und im Saarland. Hier befinden sich die Berufsakademien ebenfalls in privater Trägerschaft. Zwar sind sie staatlich anerkannt, müssen aber auf die Diplomierung verzichten. Der Absolvent erhält ein Zeugnis mit dem schlichten Titel "Betriebswirt BA". Die diplomlosen BA-Abschlüsse sind auch europäisch nicht akzeptiert. Allerdings ziehen die privaten Akademien mit den staatlichen in einem Punkt gleich: Besonders qualifizierte Absolventen haben das Recht, an einer Universität zu promovieren.

Die Differenz der Abschlüsse geht auf Unterschiede in den Lehrplänen zurück. Während in den "Diplom-Ländern" Baden-Württemberg, Berlin, Hessen, Schleswig-Holstein, Sachsen und Thüringen der theoretische Unterricht gut 90 Prozent des Fachhochschulvolumens erreicht, sind es in den anderen Ländern lediglich drei Viertel. Wer dort trotzdem einen fachhochschulgleichwertigen Abschluss erreichen will, muss ein zweisemestriges BA-Ergänzungsstudium absolvieren.

Die Kritiker der Berufsakademien reiben sich vor allem an der starken Spezialisierung der Lehrpläne und der Konjunkturabhängigkeit der maßgeschneiderten Ausbildungsangebote. Insbesondere in den Ingenieurfachrichtungen gehe das auf Kosten der unabdingbaren Grundlagenkompetenz und schränke letztlich die berufliche Flexibilitität ein. Weiter, so die Skeptiker, seien 40 Wochenstunden Theorie pädagogisch zweifelhaft. Selbstgeleitetes Lernen werde dadurch unmöglich.

Der hohen Akzeptanz unter den Gymnasiasten sowie dem unbestrittenen Erfolg der Absolventen auf dem Arbeitsmarkt tut das alles allerdings keinen Abbruch. Baden-Württemberg plant sogar eine nachhaltige Aufstockung der BA-Ausbildungskapazität. Im übrigen ist das Modell in der Zwischenzeit so erfolgreich, dass es von immer mehr Fachhochschulen in der Form ausbildungs- und berufsintegrierter Kombistudiengänge "abgekupfert" wird.

 

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